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Einladung ins Südbahnhotel

Auf Einladung (1) des neuen Eigentümers, Herrn Christian Zeller, hat am 14. Juni 2024 im Waldhofsaal des Südbahnhotels am Semmering eine Präsentation des geplanten Projektes zur Wiederbelebung des jahrzehntelang leerstehenden Hotels stattgefunden. Die mehr als 100 neugierigen und gespannten Gäste wurden vom Hausherrn, in den Medien gerne als Retter des Südbahnhotels gepriesen, händeschüttelnd in politischer Siegermanier begrüßt. Herr Zeller (geboren in Feldbach, Stmk; Immobilientreuhänder und -entwickler, sowie Zinshausbesitzer in Wien) hat nach eigenen Angaben das Hotel nach der Rückkehr aus einem Griechenlandurlaub “innerhalb von 3 Tagen gekauft” (2,3) weil er sich “in das Haus verliebt” hat, und dieses “ihn gesucht” und als bekannten Kulturförderer (4) gefunden habe. Nach einer kurzen Einleitung, in der Zeller betonte dass man “die Vergangenheit kennen sollte um die Gegenwart zu verstehen und die Zukunft gestalten zu können” (2) wurde das Projekt von Architekt Kaplan vom Planungsbüro BWM vorgestellt. Man will an die seinerzeitige GrandHotel - Phase zur besten Glanzzeit nahtlos anknüpfen und im Luxussegment mitsamt Wellnessbereich, Kaffehaus, Restaurant und ganzjährigem Kulturbetrieb wieder eröffnen. Nachdem in der Vergangenheit durch Geschäftseinbußen und Konkurse ehemalige Bestandteile wie der ursprüngliche alte Hotelteil und der Waldhof im Laufe der wechselhaften Geschichte verkauft und parifiziert wurden sei der verbliebene Teil nicht mehr groß genug um als Großhotel wirtschaftlich geführt werden zu können. Anfängliche Versuche durch den Ankauf von Eigentumswohnungen im Waldhof und im alten Südbahnhotel (5) verlorene Zimmer wieder in Bestand zu bringen wurden rasch wieder aufgegeben, bis auf eine sind alle wieder in Privatbesitz. Zurück zum Südbahnhotel seien die riesigen Eventflächen wie Festsaal und Waldhofsaal im Verhältnis mit den noch vorhandenen Zimmern zu groß, man müsste Ersatz in der Umgebung durch neue Zubauten schaffen, sind sich der Planer und der Eigentümer einig. Im seinerzeitigen Begrüßungsschreiben (5) des damaligen Geschäftsführers der SBH an die Anrainer, an das Herr Zeller sich nicht erinnern konnte, hat man betont vorerst keinerlei Zubauten vorzunehmen und die vorhandenen Park- und Grünflächen für alle weiterhin zu erhalten, vorerst nur das originale Stammhaus zu renovieren und als Kulturstätte mit Nächtigungsmöglichkeit im eigenen Hause zu führen, eventuelle Zubauten kämen erst nach Bedarf bei entsprechender Auslastung zu einem späteren Zeitpunkt.

Zur großen Überraschung der betroffenen Gäste zeigt die vom Architekten vorgestellte Projektstudie (6) im krassen Gegensatz dazu eine Rundumverhüttelung mit Bungalow- und Dependance- artigen Neubauten die den Charakter eines denkmalgeschützten altehrwürdigen Hotels und des umliegenden einheitlichen Ensembles in einer Welterbe - Pufferzone unwiederbringlich zerstören würden. Zusätzlich noch eine Tiefgarage in den Hang mit an die 200 Stellplätzen, durch die man den Gäste-, Besuchs- und Betriebsverkehr quer durch den gesamten heilklimatischen Luftkurort zieht. Auf die zahlreichen Anfragen aus dem Publikum woher die werten Gäste für die angestrebten Qualitätsbetten kommen sollen, wie ein permanenter Gästezustrom gesichert werden kann, und ob ein entsprechender Geschäfts-und Finazierungsplan für ein derartiges Großprojekt vorliegt, gab es keine befriedigende Antwort. Das Südbahnhotel soll auf Wunsch der niederösterreichischen Landesregierung wieder zum Flaggschiff und zentralen Tourismusmagnet der gesamten Region Neunkirchen-Mürzzuschlag werden. Die Abgangsgemeinde Semmering braucht das wiederbelebte Grandhotel (sowie das Kurhaus) nach Aussage von Herrn Bürgermeister Ing. Hermann Doppelreiter “wie einen Bissen Brot”. Das Land stellt der Gemeinde als Voraussetzung für die Hotelprojekte ein Infrastrukturpaket für  längst überfällige Ortssanierungen (Renovierung Wasserleitung, Hochstraße, usw.) in erheblichem Ausmaß zur Verfügung. Die Gemeinde wird die geplanten Hotelprojekte nach besten Kräften durch die Genehmigung von beantragten Flächenwidmungsplanänderungen unterstützen. Bezüglich der fristgerecht eingebrachten 19 Stellungnahmen (eine davon mit mehr als 80 Unterschriften, s. 7; Einwände 7 Punkte Liste, s. 8) zur beantragten Flächenwidmungsplanänderung erläutert Bürgermeister Doppelreiter dass keinerlei Rechtsanspruch auf Berücksichtigung der Einwände bestehe, außerdem sind einige Widersprüche aufgetaucht. Später wurde bekannt dass die Stellungnahmen vom auswärtigen Fachmann der zuständigen Raumordnungsstelle zusammengefasst und nachher vom Gemeinderat gewürdigt werden,  

Zum Zeithorizont versichert Eigentümer Zeller sehr gelassen dass entgegen früheren Aussagen mit Eröffnungstermin 2025 dieser auf mehrere Jahre, aber vor Eröffnung des Semmeringtunnels, wegen Abwicklung der erforderlichen Genehmigungen, verschoben werden müsse. Herr Zeller erklärte sich auch “freiwillig” zur Durchführung einer UVP bereit, die in mehreren Stellungnahmen zur geplanten Flächenwidmungsplanänderung gefordert worden ist, und für das Kurhaus mit Gerichtsbeschluss entgegen Besitzer Weitzer zwingend vorgeschrieben wurde. Vorerst müsse aber lt. Zeller noch die Finanzierung in der Höhe von ca. 100 Millionen “gestemmt” werden, im Prinzip eine Verlustinvestition weil Gewinne erst zu einem viel späteren Zeitpunkt zu erwarten sind. Außerdem muss noch ein passender Hotelbetreiber gefunden werden, weil “er selbst kann das als Betriebswirt nicht” (2). Man sei in diversen Gesprächen und Verhandlungen, aber aus Gründen der “Verschwiegenheitspflicht” dürfe Zeller dazu keine weitere Aussage machen. 

 

Verunsichert blieben die Gäste am Ende beim anschliessenden als “gemütliches Beisammensein” (1) angekündigten geselligen Buffet zurück und fühlten sich an das Zitat erinnert > 

 

“Eine Revitalisierung des Südbahnhotels würde es vielleicht bis zur Unkenntlichkeit entstellen.”(9)

 

Das Hotel selbst aufgrund der streng einzuhaltenden Denkmalschutzauflagen wohl nicht, kaum jemand wird das Gebäude um einen Turm erweitern der früher einmal für eine GrandHotel Klassifizierung (neben einem Hallenbad) verpflichtend vorgeschrieben war. Der vorgestellte entstellende Rundumschlag richtet sich unverständlicher  Weise gegen das mit dem Stammhaus untrennbar umgebende Ensemble aus der originalen glanzvollen Vergangenheit, die man nach dem eingangs erwähnten Spruch heute mehr denn je respektieren sollte. Die ehemalige sinnvolle Planung des Vorbesitzers Herrn Presl, Klinik Bavaria GesmbH, (der seinerzeit das Palasthotel durch eine Kompletterneuerung der monumentalen Dachlandschaft tatsächlich gerettet hat) die einen Ausbau nur an einer einzigen Stelle konzentriert im Anschluss an das denkmalgeschützte Hallenbad vorgesehen hat, wurde bedenkenlos ignoriert.

Die Gemeinde Semmering hat sich immer wieder gegen eine Verhüttelung des Ortes gestellt, bleibt zu hoffen auch hier und diesmal.

 

Der Abend hat leider mehr Fragen eröffnet als Antworten gegeben. Zeller’s Absicht die Anrainer “in das Boot zu holen” (zum Rudern ?) ist nicht aufgegangen. Manche Besucher sprachen von einer “Märchenstunde”, einige verwirrte Skeptiker spekulierten sogar ob es bei dem Projekt gar nicht um eine Wiederbelebung des Südbahnhotels geht sondern nur um eine Wertsteigerung der Liegenschaft zum Zweck des gewinnbringenden Wiederverkaufs.

Man blickte sich hilflos um nach einer rettenden Antwort, aber der Retter selbst war schon verschwunden, sang- und glanzlos.

 

 

  1. Einladung SBH

  2. Transkripiertes Protokoll der Präsentation

  3. Grundbuchsauszug Südbahnhotel, Kaufvertragsdatum 10.8. 2021

  4. News Artikel Volksoper > https://www.news.at/news/spitzentoene-maezen-volksoper

  5. Begrüßungsschreiben Bauer SBH

  6. Konzeptstudie Architekturbüro BWM

  7. Stellungnahme Waldhof

  8. 7 Punkte Liste Einwände

  9. Wolfgang Weisgram, “Der Standard” 1989

 

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